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  • Stockumer Hofmarkt
    Auf dem Stockumer Hofmarkt vertreiben insgesamt zehn regionale Anbietende regelmäßig ihre Produkte. Dabei sind insbesondere die Regionalität und die gleichen Vorstellungen der Bewirtschaftung vordergründig. Wo möglich, werden auch bio-Produkte verwendet. Website Stockumer Hofmarkt (Link zu externer Website)
  •  Ein ganzes Jahr lang Äpfel
    Ein Vorteil der alten Apfelsorten ist der unterschiedliche Reifezeitpunkt auch in Abhängigkeit der Lagerungsdauer. Genaueres berichtet Wolfgang Behmenburg in der Westfalenpost. Link zum Artikel (Link zu externer Website)
  •  Pomologen-Verein
    Der Pomologen-Verein ist eine deutschlandweitere Intesssensvertretung der Pomologen. Sie setzt sich für Landespflege und Umweltschutz insbesondere durch die Sammlung und den Erhalt alter Obstsorten an. Unter anderem werden auch Seminare zur Sortenbestimmung angeboten. Website Pomologen Verein (Link zu externer Website)
  •  Studiengang ökologische Landwirtschaft - Standort Witzenhausen der Uni Kassel
    Die Tochter von Herrn Behmenburg studierte Agrarwissenschaften in Witzenhausen. Der Universität Kassel zugehörig handelt es sich um den einzigen Universitätsstandort, der sich auf ökologische Landwirtschaft konzentriert. Website der Uni Kassel (Link zu externer Website)

 

 Wolfgang Behmenburg Interview Wolfgang Behmenburg, Behmenburger Hofmosterei und Stockumer Hofmarkt Ich habe den landwirtschaftlichen Betrieb damals von meinen Eltern übernommen. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch Maschinenbau studiert. Der Hof war ein Gemischbetrieb wie damals üblich, mit dem Schwerpunkt Schweinehaltung. Als ich dann meine Frau kennenlernte, haben wir ihren elterlichen Betrieb übernommen und mitbewirtschaftet. 2000 haben wir dann auf bio umgestellt. Das war konfliktreich. Aber als es funktioniert hat, hat es mich auch in meiner Idee der Bewirtschaftung bestärkt. Und schon vorher hatte ich die Idee einer anderen Haltung und Vermarktung. Ich habe mir dann vor 27 Jahren einen Metzger gesucht, der mir aus meinen Schweinen direkt Wurst gemacht hat und hatte die Idee einen Hofladen aufzumachen. Das war ein Novum damals. Meine Frau hat gebacken und dann gab es ein bisschen Brot und ein bisschen Wurst am Freitag Nachmittag auf einem 2 x 2 Meter Tisch auf Strohballen. Und dann habe ich zugehört, was die Kund*innen wollten und versucht das aufzunehmen. Mittlerweile haben wir zehn Anbietende aus der Region hier mit in der Verkaufshalle: Gemüse, Fisch, Naturkostladen, meine Frau hat die Bäckerei, meine Tochter die Fleischerei und ich selbst betreibe die Hofmosterei. Man kann bei mir eigene Äpfel vorbeibringen und dann press ich ihnen genau die aus. Es gibt aber auch genauso Leute, die bringen ihre Äpfel vorbei und tauschen die direkt gegen Saft ein. Bei der Herstellung pasteurisiere ich nicht sofort. Der Saft steht mehrere Stunden, so sind auch die Schwebstoffe mit enthalten. Der ist dann auch naturtrüb und nährstoffreicher. Das mit der Mosterei hat ganz klein angefangen: Wir hatten Herbstmarkt und ich wollte für die Kinder anbieten, dass man Apfelsaft pressen kann. Und dann sprach mit jemand an, ob ich auch für ihn welchen mache. Schon ein Onkel von mir hat früher Äpfel gehabt und hat mich immer mitgenommen. „Letztes Jahr hatten wir eine schlechte Ernte, da gab es Hagel im August. Aber dann ist das so. Wenn das Produkt ausverkauft ist, dann ist es ausverkauft. Dann muss man eben warten.“ Am Anfang hatten wir auch Apfelbaumpatenschaften: Die Kunden bezahlen einen Beitrag und bekommen dafür dann Apfelsaft wieder. Wir haben zur Gründung keine öffentlichen Gelder erhalten und so war das zur Finanzierung gedacht. Das hat nachgelassen, denn viele hatten einen Apfelbaum für die Enkel und mit zehn, elf Jahren ist das für die auch nicht mehr so interessant, wenn man dann sagt „wir gehen jetzt zu Deinem Baum“. Ich hab mir damals gesagt, ich pflanze mal viele Sorten und gucke, was sich bei uns so etabliert. Vor zwei Jahren, da hab ich 36 Sorten angeboten. Das mach ich vor allem, weil ich Spaß daran habe. Aber die Kund*innen greifen doch zu dem, was sie kennen. Zumal man muss auch sagen: Wenn ihnen ein Apfel schmeckt, der Apfel ist gesund, der hat eine Geschichte... dann isses auch gut. Dann können sie sich vielleicht den Namen merken. Ich kann auch nicht alle Sorten unterscheiden, bis auf die Klassiker. Ich bin auch kein Pomologe. Der Apfel kommt ja eigentlich aus Vorderasien und ist dort an Büschen gewachsen. Dort soll es mal tausende von Sorten gegeben haben, die sich natürlich wild kreuzten. Dann hat man sie nach Griechenland gebracht. Man kennt ja auch den Begriff der Tafelapfel: Auf einer langen Tafel steht in der Mitte eine Schale mit Äpfeln. Also brauchte man vor allem lange haltbare. Die schmeckten aber nicht. Irgendwann kam man mal auf die Idee, die könnte man auch essen. Und dann fingen Klöster, Lehrer, Pastoren an die Äpfel zu kultivieren. „Man wollte einen süßen gleichmäßigen Apfel, vier Stück in eine Packung mit Plastik überzogen – das war das Ziel.“ Die Unterscheidung zwischen alten und neuen Äpfel richtet sich danach, ob sie vor dem Krieg gezüchtet wurden – eine unsägliche Definition. Das ist an sich auch erstmal kein grundsätzlicher Qualitätsunterschied, aber man kann sich das vorstellen wie bei Masthähnchen: Die Äpfel mussten Erträge bringen, süß und makellos sein. Man hat also geguckt und hat Sorten eingekreuzt. Die Grundlage der neuen Äpfel besteht aus fünf Sorten. Zum Beispiel der Golden Delicious ist in ganz vielen Sorten drin. Damit waren die Äpfel aber auch anfälliger. Die brauchen dann bis zu 50 Spritzungen pro Jahr! Auch die Polyphenole hat man zum Beispiel aufgrund ihres säuerlichen Geschmackes rausgezüchtet. Dabei sind die eigentlich gesund. Die braucht nicht nur der Apfel zum Schutz, die brauchen auch wir. Und ohne die bekommen viele Menschen Apfelallergien. Und die fragen mich dann „wenn ich die alten Äpfel bei meiner Oma esse, die vertrag ich, aber wenn ich einen aus dem Einzelhandel kaufe, krieg ich sofort überall jucken“. Jetzt stellt man mittlerweile fest, dass wir neue Wege gehen müssen. Nun ist das aber nicht so einfach, das wieder umzustellen. Und dann noch ertragreiche Äpfel. Und bio. Man versucht die alten Äpfel wieder zu integrieren, um sie zu stabilisieren und das Spritzen zu verhindern. Da kann man auf Ressourcen zurückgreifen, die man kennt und aus der Erfahrung schöpfen. Gerade in Bezug auf den Klimawandel ist das wichtig. Eine Sorte dauert aber zwischen 20 und 25 Jahren. Es war mal chic Äpfel aus Neuseeland zu holen. Aber ich glaube, dass wir merken werden, dass das vielleicht gar nicht so chic ist im Januar Erdbeeren aus Marokko und im Februar Spargel aus Peru zu holen. Die Hoffnung habe ich bei allem schlimmen, dass das irgendwann un-chic wird. InfoBox Wolfgang Behmenburg, Landwirt
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