Jutta Kappel Interview Jutta Kappel, Juristin und Personalleitung Katholischer Hospitalverbund Hellweg gGmbH in Unna Unser nachhaltiges Konzept der Personalpolitik entspricht einer einfachen Logik: Wenn sich unsere Mitarbeiter*innen täglich mit so viel Herzblut und Engagement für unsere Patient*innen im Krankenhaus einsetzen, können sie im Gegenzug von uns als Arbeitgeber genauso viel Engagement erwarten. Als regionaler Arbeitgeber können wir unsere Leistungen nur vor Ort anbieten und schon deshalb möchten wir unsere Mitarbeiter *innen möglichst ihr Arbeits-Leben lang gut an uns binden und sie unterstützen. Zudem: Als katholischer Träger arbeiten wir auf der Grundlage von christlichen Werten - in Bezug auf die Versorgung unserer Patient*innen in erster Linie, aber genauso in Bezug auf das, was Mitarbeiter*innen sich wünschen und brauchen. Gerade in heutiger Zeit, bei all den gesellschaftlichen Veränderungen erwarten diese eine wertschätzende, werteorientierte Personalpolitik. So hat z.B. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerade in einem Krankenhaus, in dem 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr unter belastenden Bedingungen gearbeitet wird, einen sehr hohen Stellenwert, denn auch in den Familien gibt es Phasen hoher Belastung. Deswegen haben wir verschiedene flexible Modelle von Teilzeit-Arbeit und suchen mit den Vorgesetzten für beide Seiten das jeweils passende Modell. Um das zu erreichen, haben wir für die mittlere Ebene, also pflegerische Leitungen, Oberärzte und Abteilungsleiter der Verwaltung ein Führungskräfteentwicklungs-Programm, das unsere Werte abbildet, zu Begegnungen auf Augenhöhe führt und die klassischen Hierarchien überwinden hilft. Zusätzlich gibt es vielfältige Angebote zur Kinderbetreuung, in den Sommerferien bieten wir Ferienfreizeiten an und wegen der Doppel-Belastung bei pflegenden Angehörigen bieten wir Arbeitszeit-Modelle zur Entlastung sowie einen psychologischen Beratungs-Dienst an. Regelmäßig haben wir Mitarbeiter-Kinder-Tage, bei denen die Kinder die Arbeitsplätze von Mama oder Papa kennenlernen und die älteren laden wir zu Berufserkundungs-Tagen ein. Diese Wertschätzung ist messbar: wir haben eine unterdurchschnittliche Fluktuationsquote und überdurchschnittlich viele Bewerbungen auf frei werdende Stellen. Es kommen Mitarbeiter*innen, die uns verlassen haben, gerne wieder und inzwischen solche aus mehreren Generationen mit der Empfehlung: „Arbeite doch da, das ist ein guter Arbeitgeber. “Wir haben eine gute Bindung, weil durch dieses Konzept letztendlich auch eine Verankerung in der Region geschieht: Da wo die Familie ist, da wo die Kinder sind, da bleibt man ja auch. Das ist ganz einfach.” Wertschätzende Kommunikation ist das A&O nachhaltiger Personalpolitik. Um die zu leben, gibt es z.B. zum Nikolaus oder zu Ostern von der Geschäftsleitung kleine Präsente oder zweimal jährlich eine Einladung der Geschäftsführung, zu jede*r hingehen kann und auf der transparent über alles informiert wird, was im Unternehmen passiert. Im Moment werden kontinuierlich Mitarbeiter*innen ausgelost, die zum Mittagessen mit der Geschäftsleitung oder zu Oberarzt-Frühstücken eingeladen werden, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Wahre Schönheit kommt von innen, heißt es in einem alten Spruch. Das trifft auch für unsere Unternehmenskommunikation zu. Alles muss nach innen und außen stimmig sein. Ein weiteres, sehr wichtiges nachhaltiges Thema ist für uns Mobilität – natürlich auch aus unserem christlichen Glauben heraus, der Bewahrung der Schöpfung. Seit 2009 versuchen wir, unsere Mitarbeiter*innen zu motivieren auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen. Unsere Maßnahmen schließen E-Bike-Leasing und Car-Sharing inkl. privater Nutzung ein, die Bezuschussung von ÖPNV und Fahrradkauf inkl. Helm. Dienstreisen werden zunehmend ökologischer umgesetzt, dazu haben wir E-Autos eingeführt, die bei betriebsschwachen Zeiten oder am Wochenende auch privat gebucht werden können. Wir werden in naher Zukunft an allen Standorten Ladesäulen haben; an zwei Standorten steht ein Blockheizkraft-Werk, um den Strom, den wir für die E-Autos verwenden, selbst zu generieren. Für unser betriebliches Mobilitätsmanagement bekommen wir Unterstützung durch ein Förderprogramm vom Bund, aber auch vom Kreis Unna und Soest. Aktuell geht ein Pendler-Portal an den Start, auf dem die Mitarbeiter*innen sich untereinander abstimmen und vernetzen können. Auf unserem ständig überfüllten Mitarbeiter-Parkplatz werden wir zwei Parkplätze „ für Nutzer des Pendler-Portals“ reservieren. Achtsamkeit in der Unternehmenskultur spiegelt sich auch im Gesundheitsmanagement wider. Wir unterstützen unsere Mitarbeiter*innen mit Wanderungen, Fahrradausflügen oder Pilgern auf dem Weg ihre eigenen Ressourcen zu erkennen und sich zu stärken. Achtsamkeits- Selbstreflektion und Sinnstiftung sind wichtiger geworden als reine Sportangebote. Führung ist eine Dienstleistung für die uns anvertrauten Menschen und kein Privileg, das sich in Hierarchien ausdrückt. In Zukunft muss auch im Krankenhaus mehr Vernetzung auf Augenhöhe entstehen.“
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