Fotos Zu Besuch bei Justine Chromik im Multikulturellen Forum Lünen
  • Vorbilder sichtbar machen
    Das Multikulturelle Forum e.V. ruft jährlich zwei verschiedene Preise aus, um soziales bzw. unternehmerisches Engagement zu würdigen und für die breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Bereits seit 2006 wird der Interkulturelle Wirtschaftspreis (IWP) verliehen. Damit zeichnet der Verein kleine und mittelständische Unternehmen aus dem westfälischen Ruhrgebiet aus, die sich aktiv für kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz einsetzen. Partner des Preises sind die Stadt Dortmund, die Stadt Hamm, der Kreis Unna, die Industrie- und Handelskammer Dortmund, die Handwerkskammer Dortmund und der Verein Selbständiger Migranten im Kreis Unna/Hamm/Dortmund. Gemeinsam stehen die Partner für die Stärkung der kulturellen Vielfalt in der Wirtschaft und möchten die Arbeitswelt im westfälischen Ruhrgebiet für die interkulturelle Öffnung als unverzichtbaren und wichtigen Erfolgsfaktor begeistern. Mit dem Multi-Kulti-Preis ehrt das Multikulturelle Forum seit 2005 vorbildliches gesellschaftliches Engagement von Vereinen, Initiativen oder Privatpersonen aus NRW. Denn wer sich für das multikulturelle Miteinander einsetzt, tut dies meist im Stillen. Diese von einer größeren Öffentlichkeit oft unbemerkte Arbeit verdient Lob und Anerkennung.
  •  Kultur und Weiterbildung: Kursprogramme des Multikulturellen Forums
    Kurse und Veranstaltungen, viele auch kostenlos, werden zu den Themen Sprachen & Kommunikation, Kultur & Kreatives, Gesundheit & Entspannung, Arbeit & Leben, EDV & Medien sowie Familie & Erziehung angeboten. Beispielsweise werden Waldtouren gemeinsam mit der Waldschule Cappenberg durch den Cappenberger Wald oder Fahrradtouren mit dem ADFC Lünen e.V. durch Lünen und Umgebung angeboten. Das aktuelle Kursprogramm finden Sie hier.
  •  Soziale Integration
    Das Multikulturelle Forum engagiert sich für das multikulturelle Miteinander in unserer Gesellschaft. Egal ob jung oder alt, unabhängig von der kulturellen Herkunft oder religiösen Überzeugung: Das Multikulturelle Forum setzt sich dafür ein, dass alle Menschen in Deutschland die gleichen Chancen haben. Mittels Vernetzung und eines breiten Angebots von Weiterbildung und Veranstaltungen werden nicht nur Kompetenzen gefördert, wie z.B. Sprachkenntnisse innerhalb eines Sprachkurses, sondern es werden auch Begegnungen ermöglicht, sodass eine soziale Integration v.a. für Geflüchtete stattfinden kann. Zudem ist das Multikulturelle Forum Anlaufstelle für Ratsuchende in allen Lebenslagen. Geflüchtete werden bei Behördengängen begleitet oder in rechtlichen wie persönlichen Fragen beraten. Ebenso berät und unterstützt es Arbeitsuchende im Bewerbungsverfahren, Jugendliche bei der Berufssuche oder auch Unternehmen in puncto Personalrekrutierung. Mehr Informationen über das Multikulturelle Forum unter: Homepage des Multikulturellen Forums
  •  Projektbeispiel „Integra_et_klima: Klimaschutz als Strategie zur Förderung der Integration von MigrantInnen
    Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative möchte die Bundesregierung Menschen zu klimafreundlicherem Verhalten bewegen. Hierzu bedarf es einer gezielten Aktivierung möglichst vieler Bevölkerungsgruppen. Das Projekt richtet sich insbesondere an Migrant*innen, welche die deutsche Sprache neu erlernen oder eine berufsqualifizierende Maßnahme absolvieren. Durch Information und Aufklärung zum Thema Umweltschutz sowie durch Vermittlung alltagstauglicher Strategien erhalten sie wichtige Kompetenzen zur Umsetzung des Klimaschutzes im familiären und sozialen Kontext. Über die Integration des Themas Nachhaltigkeit in die Sprach- und Integrationskurse wird eine praxisnahe Auseinandersetzung und Information von Migrant*innen zum Klimaschutz angeregt. Die Teilnehmenden lernen nicht nur die deutsche Sprache, sondern zusätzlich auch wichtige Fertigkeiten zur nachhaltigen und ressourcenschonenden Alltagsgestaltung. Erreicht wird dies durch die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien, die von besonders geschulten Dozent*innen in sprach- und berufsbezogenen Kursen eingesetzt werden. Nach Erprobung und Optimierung der Materialien sollen diese schließlich auch in anderen Städten Anwendung finden. Zusätzlich werden in Kooperation mit weiteren Migranten-Organisationen Kampagnen und Aktionen zum Thema Umwelt- und Klimaschutz durchgeführt.

 

 Justine Chromik Interview Justine Chromik, Integrationskurs-Koordinatorin und Projekt-Mitarbeiterin, Multikulturelles Forum Lünen e. V.* Das Multikulturelle Forum gibt es in Lünen bereits seit 32 Jahren. Es ist durch unseren Geschäftsführer, der selber aus der Türkei migriert ist, entstanden. Er wollte eine Institution schaffen, die sich explizit um die Bedürfnisse, die Förderung und Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund kümmert. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass alle Menschen gleich sind und wir leisten einen Beitrag, dass alle Menschen auch die gleichen Chancen haben. Nicht die Herkunft sollte über die Möglichkeiten eines Menschen entscheiden, sondern seine Kompetenzen und seine Stärken, die er mitbringt. Es ist wichtig, diese auch ans Tageslicht zu bringen, diese zu fördern. Meine Arbeit ist durch zwei Schwerpunkte geprägt. Zum einen bin ich für die Koordination der Sprachkurse zuständig, zum anderen für die Integrationskurse. Ich habe als Sprachdozentin angefangen und bin dann von diesem Beruf zu der Kurskoordination gekommen. Der andere Schwerpunkt bezieht sich auf Projekte der sozialen Integration, denn ich arbeite sehr, sehr gerne mit Menschen zusammen. Das ist mir sehr wichtig. Das Multikulturelle Forum hat beispielsweise ein offenes Projekt initiiert. Eigentlich kann jede*r herkommen, der oder die möchte. Wir möchten geflüchteten Menschen die Umgebung zeigen, wir möchten natürlich auch – sofern es möglich ist – in Kontakt treten mit den Leuten, die hier wohnen. Das ist ein Punkt, der sich leider schwierig gestaltet. Es ist nach wie vor ein Nebeneinander, statt ein Miteinander. Ich merke schon, dass noch Berührungsängste da sind. Ich erzähle mal zwei Beispiele, die das verdeutlichen. Wir haben ein Projekt durchgeführt, bei dem wir die Aufgabe hatten, geflüchteten Menschen zu helfen, eine Wohnung in Lünen und Umgebung zu finden. Da habe ich das erste Mal gemerkt: „Oh, es ist ja doch nicht so einfach.“ Denn einige (private) Vermieter*innen hatten Vorbehalte, wenn sie ‚Multikulturelles Forum´ oder den ausländischen Namen hörten, für den bzw. die ich die Wohnung suchte. Bei der alltäglichen Situation der Wohnungssuche begegne ich leider regelmäßig offenem Rassismus. Ein anderes Beispiel: Wir sind mit einer Gruppe junger Geflüchteter zum Lernbauernhof von der Bushaltestelle aus gelaufen. Ein Mann auf dem Fahrrad ist an uns vorbei gefahren, die Jungs sind sofort zur Seite gegangen, haben „bitte schön“ gesagt. Er hat dann irgendetwas gegrummelt, den Kopf geschüttelt und ich habe am Ende nur „Pack“ gehört. Das macht mir wirklich Bauchschmerzen, das ist nicht schön. Am Bewusstsein der deutschen Bevölkerung zu arbeiten, um nachhaltig Erfolge zu erzielen, ist daher von zentraler Bedeutung. Das kann man eigentlich nur durch Begegnung schaffen. Wir möchten genau da ansetzen und beispielsweise kostenfreie Workshops anbieten, zu denen alle kommen können und sich kennenlernen, um Vorbehalte und Vorurteile abzubauen. Dazu haben wir im letzten Jahr ganz erfolgreich ein paar Veranstaltungen initiiert. Aktivitäten, wie Kochen, Musik, Feste und Feiern, also Dinge, die alle Menschen gleich haben, die alle Menschen weltweit verbinden. Da anzusetzen ist ganz wichtig. Begegnungen zu schaffen – ganz einfach, alltagsnah und quasi nebenbei. Wir hatten ein paar Kochveranstaltungen, die großartig waren. Da haben geflüchtete Menschen ihre traditionellen Gerichte gekocht und zusammen mit Lüner*innen gegessen. Das ist eine der schönsten Erfahrungen, Menschen zusammenzuführen. Anschließend war die Nachfrage nach Informationen und Begegnung groß. Das war für beide Seiten richtig schön und dadurch sind bestimmte Vorbehalte weniger geworden. Eine Zusammenarbeit, die in diesem Sinne gut funktioniert, ist die mit dem Umweltbildungszentrum Waldschule Cappenberg. Hier bekommen Geflüchtete auch mal mit, was unsere Themen sind und wie wichtig beispielsweise der Zugang zu Natur für bestimmte Zielgruppen oder Maßnahmen zum Umweltschutz sind. Perspektivisch können hier auch für Geflüchtete möglicherweise interessante Arbeitsplätze entstehen. Außerdem ist es interkulturell interessant, unterschiedliche Verständnisse von Natur und Umwelt zu erfahren und diese zu diskutieren. Das haben wir auf dem Lernbauernhof hier in Lünen erlebt. Es war großartig und man hat gemerkt, wie viel Wissen vor allem die Teilnehmenden aus afrikanischen Ländern haben. Sie sind sehr naturverbunden und waren total interessiert. Ich habe wirklich gemerkt, dass da eine Menge Potenzial ist, was diesen Bereich angeht. Es ist schön zu beobachten, dass etliche unserer ehemaligen Kurs-Teilnehmenden inzwischen als Multiplikator*innen arbeiten. Das ist ganz, ganz wichtig. Sie helfen jetzt anderen und helfen damit auch sich und uns. Es ist auch schön mitzubekommen, was aus den Teilnehmenden wird, wenn z.B. ein Arbeitsplatz oder eine Ausbildungsstätte gefunden wurde. Diese Erfolgsstories machen mir so viel Freude an meiner Arbeit. Dabei ist unsere Vernetzung in Lünen und im Kreis Unna wichtig, sei es mit den mittelständischen Unternehmen, den Kirchengemeinden, Sportvereinen, mit Nachbar*innen, Lüner*innen oder ehemaligen Teilnehmenden. Ich wünsche mir, dass wir noch mehr Begegnungen mit Lüner*innen initiieren können. Die meisten Geflüchteten, die ich kennengelernt habe, möchten so schnell wie möglich die deutsche Sprache lernen, sich vor Ort integrieren und Deutschland etwas zurückgeben. Ich wünsche mir, dass das mehr gesehen wird. Ich wünsche mir noch mehr Kooperation, mehr Austausch und mehr Offenheit und dass sich Argwohn und Angst in Interesse und Neugier wandeln. *Aktuell arbeitet Frau Chromik als pädagogische Mitarbeiterin des VHS-Kreises Lüdinghausen für Deutsch als Zweitsprache. InfoBox Das Multikulturelle Forum e. V.: eine regional verankerte Migrant*innen-Organisation mit Hauptsitz in Lünen
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